7 Dinge, die passieren können, wenn du dich nicht traust, etwas Neues anzufangen

(Oder: Warum Goethe recht hatte, obwohl er keine Reels machen konnte)

Es gibt zwei Sorten von Menschen: Die, die sagen, dass sie eines Tages ein Buch schreiben wollen. Und die, die anfangen, eins zu schreiben – auch wenn am Ende nur eine Word-Datei davon weiß und der Verlag auf sich warten lässt. So wie ich. Ich bin mutig geworden- oder latent übermütig? Jedenfalls habe ich Dinge gemacht, die jahrelang nur in meinem Kopf stattgefunden haben.

Zum Beispiel:

  • Sketchnotes angefangen, obwohl ich nur Herzchen und Smileys konnte
  • mein erstes Buch geschrieben, obwohl ich weder Verleger noch Plan hatte
  • mir ein E-Bike gekauft 
  • eine Website gebaut, obwohl Plugins, Dashboard, Cookies etc. reine Fremdwörter waren
  • und sogar Instagram-Stories gemacht (okay, die Reels heben wir uns fürs nächste Leben auf)

Was ich gelernt habe? Wer nichts anfängt, bleibt stecken – in Ausreden, Zweifeln und »vielleicht morgen«. Hier kommen 7 Dinge, die passieren können, wenn du dich nicht traust, loszulegen. Spoiler: Sie sind nicht schön. Aber unterhaltsam und ehrlich.

Du wirst passiv-aggressiv gegen Leute, die es einfach machen

Plötzlich nerven dich Leute, die ein Bullet Journal starten, sich im Töpfern ausprobieren oder den 3. Onlinekurs machen. »Warum muss die schon wieder ein Selfie mit ihrer Leinwand posten?« Antwort: Weil sie’s tut, während du dich noch fragst, ob du das richtige Material hast. Achtung: Könnte Neid sein, getarnt als „kritisches Hinterfragen“.

Du beginnst, DIY-Videos mit einem überheblichen »Also bitte…« zu kommentieren, obwohl du heimlich schon fünf Makramee-Sets im Warenkorb hattest – und sie jedes Mal wieder gelöscht hast. Wenn jemand in deinem Umfeld sagt: »Ich hab‘ einfach mal losgelegt«, hörst du nur »Ätsch, ich bin besser als du« – obwohl sie wahrscheinlich nur sagen will: »Ich hatte Bock.« Und plötzlich fühlst du dich wie die Kulturkritikerin der Hobbywelt: streng, urteilsfreudig, leicht beleidigt. Im Stillen willst du doch eigentlich nur selbst anfangen – du hast es nur noch nicht laut gesagt.

Du wirst zur Expertin im Selbst-Verwirren

Du redest dir ein, es sei »gerade nicht der richtige Zeitpunkt«. Aber ehrlich: Wenn du auf den perfekten Moment wartest, bekommst du nur Falten und schlechte Laune. Du machst To-do-Listen, auf denen »ANFANGEN« groß geschreiben und in drei verschiedene Farben markiert ist – aber es bleibt trotzdem nur ein hübscher Eintrag. Du sagst Sätze wie: »Ich warte noch auf das richtige Gefühl« – als wärst du ein Hobby-Projekt-Orakel.

Du startest mit absurden Bedingungen: »Ich fang an, wenn ich die perfekte Playlist habe. Und eine neue Tasse. Socken ohne Loch. Einen Mond in exakt dem richtigen Haus. Die Luft anhalten kann, bis du einmal ums Haus gerannt bist. Beim Dosen-Lotto den Erbseneintopf aus der Badewanne ziehst. Alle Bücher im Regal nach Farbe sortiert sind. Ein Eichhörnchen auf deiner Terrasse erscheint und dir zuzwinkert. OK, jetzt wird’s komisch. Willkommen in der Königsklasse der Selbstverwirrung.

Das Leben ist keine Theaterprobe. Es ist jetzt. Nicht nach dem Urlaub. Nicht ab dem 01.01. Und ganz sicher nicht »wenn alles ruhiger wird« (Spoiler: wird’s nie).

Du entwickelst Fantasien – aber keine Erfahrungen

Du malst dir aus, wie dein Blog aussieht. Oder dein Buchcover. Klickst dich durch Pinterest-Pins mit dem Titel »30 Ideen für dein Kreativ-Jahr« und speicherst sie ab – für’s nächste Leben. Oder stellst dir vor, wie du locker auf dem Rad durch den Stemweder Berg, zum Dümmer See oder an der Mosel entlang radelst, bei einer urigen Straußwirtschaft einkehrst und einen Flammkuchen mit einer großen Weinschorle genießt. Aber du machst… nix.

Und das ist schade. Fantasie ist toll – aber sie fühlt sich tausendmal besser an, wenn sie irgendwann echt wird. 

Wenn ich daran denke, dass ich zunächst gegen die Anschaffung unserer Mountain-E-Bikes war – tsasss! »Ich hab doch früher (vor etwa 20 Jahren, abgesehen von der jährlichen Radtour im Schritttempo mit ausreichend Trinkpausen) ganz normal Fahrrad gefahren – brauche ich wirklich Strom?« Antwort: Ja. Weil du beim Gegenwind sonst fluchst, wie ein Seemann in der Hafenkneipe oder das Rad gleich stehen lässt. Heute fliege ich lässig im Turbo-Gang jede Steigung hoch und winke innerlich meinem früheren Ich, das dachte: »E-Bikes sind doch nur was für alte Leute.« Spoiler: Ich bin selber halb-alt, aber mit einem coolen E-Bike. 🚴‍♀️ 👍

Du bleibst in der Zuschauerrolle – und wirst ein bisschen zynisch.

Du siehst anderen beim Starten zu. Und redest dir ein: »Na ja, sooo besonders ist das auch nicht.« Kann schon sein. Aber sie machen es. Und während du noch zögerst, haben sie die ersten 5 Fehler schon gemacht – und gelernt. Zuschauen macht selten mutig. Tun schon. 

Du scrollst durch Instagram, siehst wie jemand stolz sein erstes Aquarell zeigt – na ja, okay, es sieht ein bisschen aus wie »Wolke trifft auf matschigen Apfel«. Und trotzdem denkst du:
»Muss man da jetzt wirklich schon einen eigenen Kunst-Account für machen?« Vielleicht ist es nicht perfekt. Aber weißt du was? Während du noch abwägst, ob du überhaupt ein Pinsel-Set bestellen sollst, hat sie schon einen halbe Block Papier verbraucht, eine Sauerei auf dem Küchentisch veranstaltet – und plötzlich Spaß daran gefunden!

Sie macht’s. Du guckst zu. Und das ist der kleine, bittere Unterschied.

Du glaubst, dass du alles sofort können musst – und lässt es lieber ganz

Ah, dieser innere Perfektionist. Er flüstert dir zu: »Aber was, wenn’s peinlich wird?« Na und? Dann wird’s eben peinlich. Lachen und weitermachen! Und irgendwann ist’s nicht mehr peinlich – sondern einfach nur dein Ding.

Meine ersten Sketchnotes sahen aus wie von Erstklässlern gemalt – oh, hier tue ich den Erstklässlern unrecht! Es war wildes Gekritzel mit Ambitionen, aber null Orientierung. Also habe ich mir ein Buch gekauft, an einem Workshop von Simone Abelmann teilgenommen und angefangen zu üben. Spoiler: Es geht immer besser!

Du würdest gerne singen, glaubst aber, dass du keinen Ton triffst? Geh zu einer Chorprobe – in jedem Ort gibt es mindestens einen Chor – und teste es einfach aus! Singen kann man lernen! Dinge können dir Freude bereiten, auch wenn du sie nicht beherrscht.

Du brauchst kein Talent, um dich sinnvoll zu beschäftigen. Du brauchst nur ein kleines bisschen Mut, Dinge schlecht zu machen – und sie trotzdem zu tun. Denn du musst nichts perfekt beherrschen, um Spaß daran zu haben. (Und wenn du doch mal daneben liegst, mach’s wie ich: lach drüber, erzähl’s weiter – und verwandle es in Content.)

Vom »Ich gönn mir Ruhe« zur Abwärtsspirale auf der Couch

Es beginnt harmlos. Du sagst dir: »Ich brauch einfach mal eine Pause. Ein bisschen Zeit für mich. Selfcare.« Klingt vernünftig. Klingt gesund. Klingt fast nach Achtsamkeit. Aber während du dich angeblich erholst, passiert innerlich etwas ganz anderes. 

Dein innerer Funke ruft schon leise: »Hallo? Noch jemand zu Hause?« Ein kleiner Frust zieht ein. Du hattest doch Pläne. Ideen. Träume! Du wolltest ein Ausmalbuch mit Canva erstellen. Stricken lernen. Wieder mehr rausgehen. Tanzen. Vielleicht sogar was ganz Verrücktes tun wie Ukulele spielen oder Videos schneiden.

Aber stattdessen guckst du lieber »noch eine Folge«. Oder scrollst durch die Erfolgsgeschichten anderer und murmelst: »Ich sollte auch mal wieder… na ja, morgen vielleicht.«

Und während du dasitzt, wird aus »einfach mal runterkommen« still und heimlich ein Dauerzustand aus Stillstand. Der innere Druck wächst, aber du bewegst dich nicht. Du redest dir ein: »Nichtstun ist auch produktiv. Mein Körper braucht das jetzt.« Bis du irgendwann merkst: Dein Körper will gar nicht mehr aufstehen. Deine Laune liegt dauerhaft im Keller, über dem bereits eine Kellerwohnung frei geworden ist. Und dein Potenzial? Staubt langsam ein – genau wie die Yogamatte hinterm Schrank.

Nichts tun klingt entspannter als anfangen. Aber es macht dich träge, mürbe – und irgendwann traurig. Denn das Leben zieht vorbei wie ein bunter Zug, während du am Bahnsteig bleibst, mit dem Gefühl, irgendwie nicht mehr mitzukommen.

Was hilft? Nicht ein Detox. Kein Superfood. Auch kein Kalender mit motivierenden Zitaten. Sondern: Ein kleiner, ehrlicher, mutiger Anfang. Egal wie unperfekt. Hauptsache: Du kommst von der Couch hoch. Und zurück ins Leben.

Du verpasst den magischen Moment, wenn du dich endlich wieder traust, DU zu sein

Nach 28 Jahren Motorradpause hat sich mein Göttergatte einen lang gehegten Wunsch erfüllt: eine Goldwing. Gold. Wing. Das klingt nicht nur nach »Ich fahr jetzt wie ein Boss«, das ist es auch.

Er ist knackige 58, hat sich so ein Schätzchen zugelegt, sich im Goldwing-Verein angemeldet, und wird sogar ein Fahrsicherheitstraining absolvieren – und plötzlich ist da dieses Grinsen. Kein bisschen jugendlicher Leichtsinn, sondern pure, gereifte Lebensfreude auf zwei Rädern.

Und weißt du was?
Er sagt nicht: »Hätte ich das mal mit 40 gemacht.«
Er sagt: »Gut, dass ich’s JETZT gemacht habe.«

Denn manchmal geht’s gar nicht darum, etwas Neues zu erfinden. Sondern dir etwas zurückzuholen, das du schon immer geliebt hast – aber irgendwann verloren hast zwischen Alltag, Verantwortung und »Ach, das ist doch vorbei«. Spoiler: Ist es nicht!

Fazit: Fang. An. Jetzt.

Ob – wie in meinem Fall – Zumba, Sketchnotes, E-Bike oder Story-Posting – es gibt diesen Moment, wo du in deinem Element bist. Wo du tanzt, lachst, kritzelst, radelst oder schreibst – und denkst:
»OMG, das macht SO VIEL Spaß. Was zur Hölle hab ich die ganzen Jahre lang gemacht?«
Und genau das ist dieser magische Moment, den du verpasst, wenn du immer nur wartest.

  • Ja, es wird nicht perfekt.
  • Ja, du wirst dich anfangs seltsam fühlen.
  • Ja, du wirst zwischendurch fluchen, löschen, zweifeln.
  • Aber am Ende wirst du (er)leben, statt nur zu planen.

Oder wie Goethe gesagt hat – lange bevor es Instagram gab:

»Was immer du tun kannst oder träumst es zu können, fang damit an. Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.«

Wenn das mal kein Aufruf ist, sich endlich an Reels zu wagen.
(Okay, eins nach dem anderen.)

Lust, dich endlich zu trauen?
Dann erzähl mir doch: 👉 Was wolltest du schon immer mal machen, hast es aber nie begonnen? Und: Was hält dich auf?

PS für Unentschlossene & Hobby-Skeptiker

Oder: Was du tun kannst, wenn du (noch) nicht weißt, was du tun willst

Du suchst nach dem perfekten Hobby? Gute Nachricht: Es gibt keins. Noch bessere Nachricht: Du kannst jedes Mal komplett danebenliegen – und trotzdem eine gute Zeit haben.

Kite-Surfen

Du willst Kite-Surfen lernen, aber wohnst im flachen Nirgendwo, wo der größte Wellengang der Nachbars Zaunteich ist? Kein Ding. Fang mit Stand-up-Paddling auf dem örtlichen Weiher an. Ohne viel Wind aber mit viel Entengrütze drauf, die dich zwingt, besser NICHT hineinzufallen. Balance, Baby! Und wenn doch? Dann hast du wenigstens ordentlich Lacher auf deiner Seite!

Karten spielen

Du spielst gern Karten, aber Skat und Doppelkopf klingen für dich wie Raketenwissenschaft? Dann schnapp dir Leute, die Mau-Mau oder Uno genauso feiern wie du. Da geht’s zwar nicht um Strategie, aber umso mehr ums »Ha, erwischt!« und »Nooo, nicht schon wieder zwei ziehen!« So macht Verlieren wenigstens richtig Spaß.

Schweißen

Du willst deinen Garten mit rostigen Schrott pimpen? Kein Problem! Lass dir die Grundbegriffe vom örtlich Landmaschinen-Mechaniker erklären und los gehts! Die Schweißnähte sind holprig, Löcher sind mehr als geplant da, und dein Kunstwerk schwankt bedrohlich. Kunst liegt im Auge des Betrachters. Und im schlimmsten Fall einfach behaupten, es sei „post-industrieller Dekonstruktivismus“. Klingt teuer.

Häkeln

Du willst was mit den Händen machen, aber Basteln erinnert dich zu sehr nach klebrigen Fingern? Versuch’s mal mit Häkeln – geht im Sitzen, wirkt meditativ und ist am Anfang so frustrierend wie eine IKEA-Anleitung auf Altgriechisch. Dein erstes Projekt wird vermutlich ein »sehr modernes« Topflappen-Monster. Aber du wirst es lieben. Und deine Freunde auch, die du irgendwann beschenken wirst. 😉

Garten

Du willst ein Hochbeet bauen, hast aber keinen Balkon, keinen Garten und überhaupt kein Interesse an Gießen? Perfekt! Starte mit einem Kresse-Ei im Eierkarton – Klassiker! Wenn du den regelmäßig bewässerst, bist du offiziell Pflanzenbesitzer. Bonuspunkte, wenn du ihn benennst (Kressi, Gertrud, Pflanze).

Musik

Nicht schon wieder Gitarre, Flöte oder Triangel? Dann schnapp dir ein Fagott. Ja, richtig gelesen. Dieses riesige Holzblasinstrument, das aussieht wie ein schlecht gelaunter Staubsauger aus dem 18. Jahrhundert. Du wirst beim ersten Ton klingen wie eine brütende Gans – aber hey, das ist Kunst! Außerdem hast du sofort Gesprächsstoff auf jeder Party (»Was? Du spielst Fagott??«). Und solltest du scheitern: Du kannst es immer noch als Deko ins Wohnzimmer stellen. Nichts sagt »kultiviert« so überzeugend wie ein Instrument, das niemand erkennt.

Esoterik

Probier’s mit Kristallen – das perfekte Hobby, wenn du gern Dinge sammelst, die schön glitzern und angeblich deinen inneren Kompass justieren. Du brauchst nur eine Fensterbank, ein paar hübsche Steine mit klangvollen Namen wie »Mondstein« oder »gabs bei Rossmann im Dreier-Pack«, und einen Zettel, auf dem steht: »Ich erlaube mir heute, mein inneres Ich leuchten zu lassen.« Esoterischer Unsinn? Kann sein, aber du fühlst dich irgendwie magisch aufgeladen. Egal! Hauptsache: gute Vibes.

Vielleicht ist Tarot eher dein Ding? Kauf dir ein Deck mit mystisch-glitzernden Karten, leg sie auf dem Küchentisch aus und tu so, als wüsstest du, was »der Turm« bedeutet. Wichtig ist nur: Blick ernst, Stimme tief, und einfach sagen: »Es kommt die richtige Zeit, und dein inneres Potenzial ist riesig.«

5 Kommentare

  1. Was ein toller Beitrag, ich musste echt schmunzeln 😄 Gefällt mir sehr gut!
    Deine Worte sind echt bestärkend. So ging es mir mit meinem Blog, den ich schon ewig starten wollte. Habs ewig vor mir hergeschoben. Jetzt im Juli war es soweit. Bin einfach unperfekt gestartet und es war das beste, was ich machen konnte!

    1. Hey Vanessa! Haha, wie schön! 😄 Willkommen im Club der „Endlich-machen-und-einfach-mal-gucken-was-passiert“-Menschen!
      Unperfekt starten ist sowieso die geheime Superkraft – Perfektionisten müssen da leider noch ein paar Level freischalten.
      Und wer im Juli startet, hat automatisch Sommer-Vibes in den Beiträgen💪 Go for it!!

  2. Hahaha, Antonia – du bist also das Gegenteil von Aufschieberitis, quasi ein Serien-Neustarter!
    Ich seh dich schon schweißfunkensprühend im Garten stehen – die Nachbarn denken bestimmt, du baust ein Raumschiff.
    Grüße zurück aus Sielhorst!
    Kerstin

  3. So wahr alles, als Profi im neue Dinge anfangen, kann ich das nur bestätigen (wenn ich mal versuche mich davon abzuhalten schon wieder was Neues zu machen, was nie lange klappt 🤣). Wunderschön auch deine Vorschläge. Ich habe jetzt Lust Schweißen auszuprobieren. Diese rostigen Figuren im Garten haben schon was… 🤔 Grüße aus Aurich, Antonia

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