Vorsicht, Energieräuber im Anflug

Wie du unangenehme Gespräche überstehst, ohne deinen Seelenfrieden zu verlieren. Eine Anleitung für alle, die schon mal ein »kurzes Abstimmungsgespräch« überlebt haben – inklusive subtiler, passiv-aggressiver Provokationen und schwammiger, unklarer Kritik.

Du kennst sie. Diese Leute, die Meetings betreten, wie ein Staubsaugervertreter eine Haustür: mit zu viel Energie, einer dicken PowerPoint und der festen Überzeugung, dass sie die Hauptfigur im Raum sind. Die Big Player. Die lautesten Stimmen im Raum, die aus jeder Rückfrage eine Grundsatzdiskussion machen. 

Willkommen in der Welt der Maulhelden und Dampfplauderer – jene Brigade der Buzzwords, die dich mit Sätzen wie »Wir müssen da mal in den Deep Dive gehen« oder »Wir müssen das mal auf Metaebene betrachten« in die totale Verwirrung befördern wollen. Einen Scheiß musst du! Sie reden, als gäbe es Bonuspunkte für jedes englische Wort, und sobald jemand eine kritische Rückfrage stellt, schalten sie auf »Wir müssen das mal ganzheitlich betrachten« und flüchten sich elegant in die Nebelmaschine der Unverbindlichkeit. Die selbstgerechten Maulhelden, die fernab von echter Arbeit vor Ort operieren, aber dir mit hochgezogener Augenbraue suggerieren wollen, du hättest nicht genug auf dem Kasten. Genau dafür ist dieser Artikel.

Vorm Meeting: Mentales Aufwärmen

Du ahnst es schon beim Betreten des Raums: Es riecht nach Selbstprofilierung und PowerPoint-Schlacht. Aber keine Panik, du bist nicht wehrlos. Hier dein mentales Pre-Meeting-Stretching – quasi das Yoga für deine Gesprächsnerven:

  • »Ich bin ruhig, klar und professionell – ich bestimme, wie ich mich fühle.« Klingt wie ein Spruch auf einem Tassenuntersetzer, aber vertrau mir – es hilft. Du bist nicht die Reaktion auf andere, du bist die Ursache deiner Haltung.
  • »Ich muss mich nicht rechtfertigen – meine Erfahrung spricht für sich.« Der innere Erklärbär will raus? Vergiss es! Wer fragt, bekommt Antwort – nicht vorher. Du bist kein Selbstbedienungsbuffet für chronisch unsichere Besserwisser.
  • »Ich bin nicht hier, um gemocht zu werden, sondern um Klarheit zu schaffen.« Das hier ist kein Kuschelkurs, heute ist Klartext-Tag und du bist die ruhige Stimme der Vernunft. 
  • »Das Verhalten der anderen sagt mehr über sie aus als über mich.« Wenn jemand stichelt: Das ist sein Kino – wahrscheinlich im Vorfeld abgesprochen um andere gegen dich mit ins Boot zu holen. Ein vorgefasstes Drehbuch, ohne dich angehört zu haben. Keine spontane Reaktion sondern geplante Agenda. Du bist nur Statist auf den projiziert werden soll. Aber übernimm um Himmels Willen nicht die Rolle des verständnisvollen Opfers!
  • »Ich bin schon durch Schlimmeres gegangen – das hier ist nur ein Gespräch.« Wenn du schon Burnout, Steuererklärung oder Elternabend überlebt hast: Du packst das.

Im Meeting: Souverän – auch wenn du innerlich Augen rollst

Die ersten zehn Minuten sind rum. Jemand hat »Low Hanging Fruits« gesagt, die es nur zu »grabben« gilt. Jemand anderes kann nicht mehr an sich halten, sondern muss sich jetzt endlich profilieren: »Ich hab‘ letzte Nacht (!) da mal ’ne Übersicht zusammengestellt, die wichtig für den `Impact` bla bla bla….“ Spoiler: Nur heiße Luft. Aber das hindert ihn nicht daran, 17 Minuten lang darüber zu referieren. Atme tief durch. Du bist vorbereitet.

  • Körperhaltung: Setz dich aufrecht hin, atme durch. Stell dir vor, du bist ein Baum – tief verwurzelt, sachlich, leicht genervt (bleibt leider nicht aus – trotz Atmung)
  • Sprechweise: Langsam. Mit Pausen. Wer länger schweigt, wirkt weiser und verwirrt die anderen. Beides schützt und sorgt für Respekt oder Irritation. 
  • Sprache: Fakten, keine Fisimatenten. Keine Powerwörter, Angriffe, Verteidigung, und schon gar keine Rechtfertigung. Nur Klarheit. Klingt langweilig, ist aber Gold wert.
  • Reaktion auf Angriffe: »Das sehe ich anders, lasst uns bei den Fakten bleiben.« Oder: »Ich bleibe gerne im beruflichen Kontext. Persönliches lassen wir bitte außen vor. Das führt zu nichts.« Lächeln nicht vergessen – kill them with kindness!
  • Innerer Schutz: Wenn du getriggert wirst: beobachten aber keinesfalls mitspielen! Es ist deren Show, um dich zu provozieren.
  • Mentaler Schutzschild: Stell dir vor, du trägst einen unsichtbaren, glitzerfreien Teflon-Mantel wie Batman. Alles perlt ab. Das Wichtige filterst du selbst. Denk ans Feierabendbier.

Nach dem Meeting: Seelische Erstversorgung 

Das Meeting ist vorbei. Du hast überlebt. Niemand wurde mit dem Whiteboard-Marker erstochen. Kein Wutanfall, keine Notwendigkeit, deine Karriere, geschweige denn dein Können in Frage zu stellen. 

Jetzt: Wieder runterkommen.

  • Visualisierung:Du bist ein Löwe. Nicht irgendein Löwe – du bist Kano, der Löwe. Goldene Mähne im Wind, ein Blick, der ganze Gremien verstummen lässt. Das Meeting? Ein Haufen aufgeregter Zebras, die sich gegenseitig über To-dos jagen. Du hast zugehört. Du hast geschwiegen. Und du hast entschieden: Nicht dein Zirkus, nicht deine Savanne. Jetzt liegst du im Schatten. Die Sonne wärmt deinen Rücken, deine Augen halb geschlossen. Majestätisch im Ladezustand.
  • Dein Mantra: »Ich bin ruhig, wach und souverän. Ich lasse mich nicht provozieren. Ich bleibe sachlich, bei mir und in meiner Kraft. Ich bin nicht Teil ihres Dramas. Ich bin mein eigener WLAN-Router. Ich bestimme, wer sich einwählt.«
  • Bonus-Tipp: Hol dir danach bewusst deine Energie zurück. Jede blöde Aussage von eben darf jetzt aus deinem Kopf ausziehen. Alles raus, was keine Miete zahlt!

Fazit

Unangenehme Meetings sind wie schlechtes Wetter: Du kannst sie nicht vermeiden, aber du kannst dich verdammt gut anziehen. Ein gesunder Zynismus und eine stabile Stirnfalte können dabei hilfreich sein. Mit innerer Klarheit, einem stabilen Schutzschild aus Humor und der Fähigkeit, Situationen ab sofort nicht mehr persönlich zu nehmen (!), wirst du stabil aus dem Geseiere der Maulhelden hervorgehen.

Du wirst nicht jedes Gespräch gewinnen. Aber du wirst auch keines verlieren, bei dem du bei dir geblieben bist. Und das ist genau die eigentliche Stärke.

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