Wie ich unfreiwillig aktiver Zumba-Instructor wurde

Als ich mich für eine Zumba-Ausbildung anmeldete, hatte ich niemals vor, tatsächlich vor einer Gruppe von Menschen zu stehen und sie in die Welt südamerikanischer Rhythmen zu führen. Nein, ich wollte die Ausbildung für mich selbst machen. Mein Wohnzimmer war meine Tanzfläche! Ich wollte mehr Musik und Choreos, da ich die gekauften DVDs schon hundertmal rauf und runter getanzt hatte. Soweit mein Plan. Aber es sollte anders kommen … 😬

Ein Blick zurück

Der Entschluss, Zumba zu lernen kam durchs Fernsehen. Ich war ohnehin auf der Suche nach einer neuen Sportart, weil ich mich immer gerne bewegt habe. Das Fitnessstudio hat mich schon lange gelangweilt, die Kurse fand ich öde und über das stumpfe Gerätetraining brauchen wir gar nicht zu reden. Ich hab’s mit dem Laufen probiert und bin grandios gescheitert. OK, zugegeben: Beim örtlichen Schützenverein bin ich nicht vorstellig geworden 😅.

Dann, beim Zappen bin ich eines Tages auf einem Verkaufskanal hängen geblieben, als gerade Zumba vorgestellt wurde. Ohne Scheiß: ich bin vom Sofa aufgestanden und habe mitgemacht! Anschließend habe ich die erste DVD direkt gekauft. 💃

Der unerwartete Twist

Ich hatte mich bereits zur Zumba-Ausbildung angemeldet, die irgendwo im Südharz am Arsch der Welt stattfand. Die näher gelegenen Kurse waren alle ausgebucht und ich hatte keine Geduld mehr zu warten. Wenn ich mich für etwas entscheide, dann muss das auch am besten sofort in die Tat umgesetzt werden 💪. Als ich mit unserer Mannschaft der örtlichen Landfrauen beim jährlichen Dorfpokalschießen angetreten bin, erzählte ich beim Bier von meinem geplanten Zumba-Abenteuer. Prompt bot mir meine Teamkollegin Katrin Beckmann an, in ihrer Physiopraxis Kurse zu geben. Wörtlich sagte sie: „Sobald du den Schein hast, fängst du bei mir an!“ 

Zu der Zeit sind wir mit ein paar Leuten immer in ihre Praxis gefahren und haben dort an einem Zumba-Kurs teilgenommen. Ebenjene Zumba-Trainerin wollte aufhören und ich sollte den Platz einnehmen. Meine etwas schwammige Antwort: „Ja, ja. Mal sehen.“ Was natürlich so viel heißen sollte wie: Nie im Leben (!) und bestellte eine Runde Bier.

Die Geburt meiner ersten Zumba-Stunde

Aufgeregt wie nie bin ich zur Ausbildung gefahren. Allein das war eine Herausforderung, denn seit ich auf dem Dorf lebte, kannte ich keine weiten Autofahrten mehr. Schon gar nicht so was wie Autobahn oder Stadtverkehr. Ich kam bereits schweißgebadet an (nach ca. fünf Stunden Fahrt). Es dauerte zwei Tage (nicht die Anreise 😄!) und ich bin glücklich mit einem Haufen Lern-DVDs die Heimreise angetreten und konnte es kaum erwarten, zu Hause weiter zu tanzen.  

Long Story short: Ich habe Katrin zugesagt, und mir drei Wochen Vorbereitung der ersten Stunde ausgebeten. Bis ins kleinste Detail habe ich mich vorbereitet. Jeden Song, den Aufbau, den Cooldown, die Choreos, einfach alles. Keinesfalls wollte ich mit Spickzetteln arbeiten! Anfangs habe ich extra CDs mit der jeweiligen Playlist gebrannt – grober Unfug, da ich bereits einen iPod besaß.

Meine selbstgebrannten CDs

Ich wollte nichts dem Zufall überlassen, schließlich kamen zahlende Leute, um mit mir zu lateinamerikanischer Musik abzuhotten. Bei der Fahrt zu meiner ersten Stunde habe ich erfolglos versucht, mein Panikgefühl zu ignorieren, doch mein Magen machte mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Warum hatte ich nicht einfach nein gesagt? War doch schön und heimelig bei mir im Wohnzimmer. Meine persönliche Komfortzone hatte ich endgültig verlassen.

Ach, meinen iPod habe ich übrigens immer noch. Sogar mit Ladekabel, das in keinen modernen Anschluss mehr passt 😅.

Mein treuer Begleiter über viele Jahre!

Von der Solo-Zumba-Tänzerin zur Kursleiterin

Ein Haufen erwartungsfroher Leute standen in dem kleinen Kursraum vor mir. Sie hatten sich bereits in eine Liste für den geplanten Zehner-Kurs eingetragen, ohne zu wissen, was diese komplette Anfängerin (ICH) da vorne vor dem Spiegel veranstalten würde. 

Es stellte sich heraus, dass Zumba nicht nur ein großartiges Workout war, sondern auch ein fantastisches soziales Event. Die Leute lieben die Energie, die Musik und die Möglichkeit, sich auszutoben und dabei auch noch fit zu bleiben. 

Im Laufe der Zeit habe ich mich fleißig in der Zumba-Welt weitergebildet – einschließlich Zumba Gold. Und nein, das ist kein Kurs für Schatzsucher! Man arbeitet sich auch nicht wie beim Schwimmen von Bronze über Silber zu Gold hoch. Dieser Kurs ist speziell für unsere aktiven älteren Tänzer gedacht oder Leute, die körperlich eingeschränkt sind und zum Beispiel nicht hüpfen dürfen oder können – wie ich, wenn ich vor Zumba Gold eine Stunde Zumba Fitness gegeben habe 😅. Jeden Samstag von 11:00 bis 12:00 Uhr freue ich mich über die zahlreichen Teilnehmer – ein Kurs, der fast nie ausfällt, da die Leute diesen Termin fest für sich im Kalender eingeplant haben. Es werden auch schon mal Kochrezepte oder Gartentipps ausgetauscht.😎💃🕺

Fazit

Wenn mir vor zwölf Jahren jemand gesagt hätte, dass ich eines Tages regelmäßig vor einer Gruppe stehen und mit ihnen schwitze, tanze und lache, hätte ich einmal kurz laut aufgelacht und gesagt: Ja, genau! Aber Überraschung! Hier bin ich, Woche für Woche, schwitzend, lachend und vor allem glücklich, mit euch zusammen abzutanzen. 

Einige meiner ersten tapferen Teilnehmerinnen sind sogar noch heute dabei – vielleicht aus purer Liebe zum Tanz oder einfach, weil sie immer noch auf der Suche nach dem Ausgang sind 😂. 

Es war nie mein Plan und schon gar nicht mein Traum – eher ein zunächst ungewollter Tanzschritt ins Unbekannte, der mich fast in die Hosen hat machen lassen, aber mir die beste Choreografie des Lebens beschert hat!

Vamos a bailar 💃

Zumba am Strand von Langeoog

19 Kommentare

  1. Liebe Kerstin,
    du schreibst diesen Artikel mit so viel Leichtigkeit und positiver Energie, dass ich direkt Lust bekomme, selbst Zumba zu tanzen – am besten direkt heute!
    Deine Geschichte zeigt, dass oft im Leben etwas anders kommt, als man denkt. Danke fürs Teilen!
    Liebe Grüße
    Jennifer

  2. Liebe Kerstin,
    ich habe gerade wieder Lust auf meinen früheren Zumba-Kurs bekommen. Mit der Arbeit der Trainerin steht und fällt alles, daran kann ich mich sehr gut erinnern. Wie blöd, wenn sich der Kurs ewig zieht, nur weil es der Trainerin/dem Trainer nicht gelingt, den Funken überspringen zu lassen. Es kommt vor, dass ich vorsichtshalber gar nicht erst zum Kurs gehe wenn ich weiß, dass eine Vertretung den Kurs gibt.
    Zurück zur Zumba-Kursleitung: Musikauswahl, Choreografie, Motivation – das will erst einmal beherrscht werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie herausfordernd diese Aufgabe für dich anfangs war.
    Umso größer ist jetzt bestimmt jedes Mal die Freude, dass du dich ihr gestellt hast, andererseits würdest du jetzt deine Trainings nicht geben, richtig?
    Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Freude mit deinem Zumba-Training.
    Liebe Grüße
    Astrid

    1. Liebe Astrid,
      auf keinen Falle! Die Kurse wachsen stetig und das nur durch Mundpropaganda. Oft schreiben mir meine Teilnehmer, Ober sie mal eine Freundin, Nachbarin, Tante oder auch Tochter oder Nichte mitbringen dürfen. 😃💃

  3. Liebe Kerstin,
    gerade startet im Sportverein, für den ich Öffentlichkeitsarbeit mache, eine Tanzgruppe mit Zumba. Ich dachte, das ist bestimmt für Menschen mit Behinderung zu sportlich, anstrengend, überfordernd.
    Dein Artikel macht Mut, dass Zumba für jedes Alter passt.

    Danke schön.

    1. Liebe Jutta, es kommt natürlich immer auf den/die Trainer an. Aus meiner Sicht ist Zumba für jeden etwas, sofern man den Level entsprechend anpasst und das geht glücklicherweise völlig problemlos!
      Liebe Grüße!

  4. Liebe Kerstin,
    ganz herzlichen Dank für Deinen schwungvollen Artikel über Deinen Werdegang als Zumba-Trainerin!
    Da springt so viel Freude und Energie rüber, das ist wirklich sehr beeindruckend. Daher kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Deine Teilnehmenden jede Woche begeistert wiederkommen!
    Ich wünsche Dir weiterhin sehr viel Freude bei Deinen Zumba-Kursen!

  5. Hi Mama so wie du deine Zumba Stunden immer vorbereitest und welche Gedanken du dir machst hast du dir das verdient ☺️ das es so gut leuft. Unglaublich das es schon 12 Jahre her ist. Das hast du übrigens sehr schön geschrieben 🥰

  6. Hallo liebe Kerstin, auch ich zähle mich zu deinen “ Beginnern“ . Damals hatte ich immer noch keinen “ vernünftigen “ Ersatz fürs jahrelange Handballspielen gefunden und bin eher mit der Einstellung “ das ist sowieso nichts für mich “ in deinen Kurs gegangen. Aber weit gefehlt. Heute viele Jahre später freue ich mich immer noch auf deine gute Laune und deine schönen Choreos ( wenn auch häufig Kopf, Arme und Beine nicht das machen was sie eigentlich sollten) Ich hoffe es geht noch viele viele Jahre so weiter. Ich drücke dich und bis bald Nicole

  7. Was für eine schöne Entwicklung! 🙂
    Das mit dem „das mach ich nur für mich“ kenne ich auch, so ging es bei mir mit meiner Restore Your Core® Ausbildung auch los. Zack, kurze Zeit später unterrichtete ich aktiv selbst. Manchmal passt es eben einfach.
    Ich lese aus Deinem Artikel die Freude über Zumba und Deine Leidenschaft heraus und habe glatt Lust bekommen, mal zu Deinem Training zu kommen. Aber ach, NRW, auch wenn es das nördliche ist, ist dann von HH aus dohc ein bisschen weit. 😉

    1. Hej Aimée, du sprichst mit deiner Seite das an, wovon wir alle quasi betroffen sind und du nimmst auf deiner wundervoll sympathischen Art den Schrecken (huch.. ich auch?) des Faktes 👍. Solltest du mal in meiner Gegend sein, dann herzlich Willkommen in einem meiner Kurse! 💃 😃

  8. Gott sei Dank liebe Kerstin hast Du diesen Schritt gewagt 🙏 möchte Dich und Deine schönen Zumba Stunden nicht mehr missen 💃! LG

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