Schon mal unbewusst unter einer Leiter durchgelaufen – und danach panisch stehen geblieben, weil dir plötzlich einfiel, dass das ja angeblich Pech bringt? Oder hast du jemals eine Tasche auf den Tisch gestellt und direkt einen entsetzte Blicke geerntet, als hättest du gerade das größte Verbrechen begangen? Und was ist eigentlich mit der schwarzen Katze? Läuft sie von rechts nach links und bringt Pech? Oder war es doch andersrum?
Aberglauben begleiten uns überall – ob wir daran glauben oder nicht. Aber wer hat das eigentlich alles festgelegt? Wer saß da irgendwann mit ernstem Gesicht und sagte: »So, ab heute klopfen wir auf Holz, wenn wir kein Pech wollen«? Höchste Zeit, diesen Mythen mal auf den Grund zu gehen – und vielleicht herauszufinden, ob wir wirklich drei Mal über die Schulter spucken müssen, wenn wir einen Raben sehen. (Spoiler: Wahrscheinlich nicht – aber probieren geht über studieren.)
Unter einer Leiter hergehen?
Nur, wenn ich den Rest meines Lebens in Unglück baden will – oder nicht? Ehrlich gesagt achte ich wirklich darauf, niemals unter einer Leiter herzugehen. Aber weniger wegen des Aberglaubens, sondern weil ich nicht möchte, dass mir ein Farbeimer oder Akku-Bohrmaschine auf den Kopf fällt. Oder gibt es wirklich ein kosmisches Pech-Konto, dessen Limit ich versehentlich sprengen könnte?
Schwarze Katze von links oder rechts?
Bis ich entscheiden kann, ob die Katze nun von links oder rechts meinen Weg kreuzt, ist sie vermutlich längst in unserem Wald in der Einfahrt verschwunden. Ich habe eine katastrophale Rechts-Links-Schwäche, was diesen Aberglauben für mich völlig sinnlos macht. Aus diesem Grund hinterfrage ich die Logik dieses Aberglaubens nicht, denn er betrifft mich nicht. Ist auch eine Logik, oder? Pech kann mich doch nur erwischen, wenn ich weiß, woher es kommt.
Tasche auf den Tisch? Niemals!
Ich habe keine Ahnung, woher dieser Aberglaube kommt, aber er sitzt in meinem Kopf wie ein ungebetener Dauergast. Angeblich verschwindet Geld, wenn man seine Tasche auf den Tisch legt – und ganz ehrlich, mein Kontostand braucht wirklich keine zusätzlichen Fluchtwege. Der verhält sich nämlich wie Mitarbeiter in einem Baumarkt: Kaum braucht man ihn, ist er spurlos verschwunden.
Zum Glück bin ich meistens handtaschenlos unterwegs. Aber gilt der Aberglaube auch für Sporttaschen? Und noch viel schlimmer – für Einkaufskörbe? Falls ja, dann erklärt das, warum ich regelmäßig mit den allerbesten Absichten (sprich. Einkaufszettel!) in den Supermarkt gehe und mit Sachen wiederkomme, die gar nicht auf meinem Zettel gestanden haben. Ein neues Notizbuch zum Beispiel – nicht, dass ich nicht noch fünf unberührte im Regal hätte, die noch vollgeschrieben werden wollen – nein, nicht doch! Aber dies hier ist punktiert (!) und hat so einen schönen Einband und …Vielleicht sollte ich den Korb künftig einfach auf den Boden stellen. Oder ich lege mir einfach einen Handtaschenhalter zu.
Schuhe? Noch schlimmer!
Schuhe auf den Tisch?! Bloß nicht! Ich habe keine Ahnung, woher ich diese Weisheit habe, aber sie hat sich mir in mein Gehirn gebrannt, wie seinerzeit der Rotkohl, den ich auf dem Herd vergessen habe und damit unwiderruflich einen Topf geschrottet habe. Angeblich bedeutet das Unglück. Oder Tod. Vielleicht beides. Ich weiß es nicht genau – und ganz ehrlich, ich werde es auch nicht ausprobieren. Wer bin ich, um kosmische Mächte herauszufordern? Ich stelle meine Schuhe lieber brav auf den Boden. Sicher ist sicher.

Drei Kerzen mit derselben Flamme anzünden? Nope.
In meiner Jugend, als so gut wie jeder geraucht hat (ich auch) die Kippenschachteln wie Pralinen herumgereicht wurden, verriet mir ein Kumpel folgende düsteren Regel: Drei Zigaretten oder Kerzen hintereinander mit derselben Flamme anzünden bringt Pech. Besagter Kumpel absolvierte damals seinen Wehrdienst und dort und dort wurde den Rekruten die Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg eingetrichtert: Die erste Flamme ließ den Feind aufmerken, die zweite gab ihm Zeit zu zielen, und bei der dritten drückte er ab. Morbide? Ja. Effektiv? Offensichtlich.
Nun ja, auch wenn ich seit Äonen nicht mehr rauche, hat sich diese Story in meinem Kopf festgesetzt, wie ein Ohrwurm, den man hasst, aber trotzdem mitsingt. Und genau deshalb werde ich weiterhin brav für die dritte Kerze eine neue Flamme nehmen. Sicher ist sicher.
Exkurs: Was macht man gegen einen Ohrwurm? Ein belegtes Brot mit Schinken (Schinken!), ein belegtes Brot mit Ei (Ei!), das sind zwei belegte Brote – eins mit Schinken und eins mit Ei und dazu eisgekühlter Bommerlunder…
5. Freitag, der 13. – einfach nur ein Freitag?
Freitag der 13. ist für mich ein Tag wie jeder andere auch. Wenn ich tags zuvor nicht bei 12 von 12 mitgemacht hätte, würde ich gar nicht wahrnehmen, dass es der dreizehnte des Monats ist. Im Gegenteil, wenn ich den Tag bemerke, denke ich oft, dass ich ganz bestimmt Glück haben werde oder dass etwas Unerwartetes geschieht im positiven Sinne versteht sich. Eine Freundin von mir hat an einem 13ten Geburtstag und unweigerlich fällt dieser auch mal auf einen Freitag – so what? (Liebe Grüße an dieser Stelle an Bettina!)
Die Zahl 7 – die VIP unter den Zahlen
Ebenfalls ein Glücksbringer. Drei plus vier, Sieben Zwerge, sieben Weltwunder, sieben Horkruxe, sieben Tage in der Woche, die sieben Königslande von Westeros, sieben Leben einer Katze. Wann immer ich etwas entscheiden muss, nehme ich die sieben als magische Glückszahl. Sechs Richtige mit Zusatzzahl kann ja kein Zufall sein, oder? Ob das wissenschaftlich fundiert ist? Absolut nicht. Ist mir das egal? Absolut ja.

Andere Länder – anderer Aberglaube
Jede Nation hat ihre eigenen abergläubischen Überzeugungen, die sie mit Leidenschaft vertritt. Einige dieser Überlieferungen habe ich hier zusammengestellt, ohne dabei den Anspruch auf Vollständigkeit oder gar die Richtigkeit dieser Angaben zu erheben – was sie jedoch nicht weniger unterhaltsam macht.
- Italien – Der berüchtigte Freitag, der 17. (Nicht der 13.!) gilt als Pechtag, weil die römische Zahl XVII als „VIXI“ umgestellt werden kann, was „Ich habe gelebt“ bedeutet.
- Italien – Hier glaubt man, dass ledige Frauen, die mit einem Besen berührt werden, niemals heiraten werden. Also lieber rechtzeitig zur Seite springen, wenn jemand den Boden fegt!
- Spanien – Dienstag, der 13., ist hier der Unglückstag – nicht Freitag. Heiraten oder verreisen an diesem Tag? Bloß nicht!
- Japan – Die Zahl 4 wird gefürchtet, weil sie wie das Wort für „Tod“ (shi) klingt. Deshalb gibt es in Krankenhäusern oft kein Zimmer Nummer 4.
- Türkei – Kaugummi kauen nach Mitternacht ist tabu! Angeblich verwandelt sich das Kaugummi dann in Fleisch von Toten. (Brrr!)
- Frankreich – Brot niemals umgedreht auf den Tisch legen! Das soll Unglück bringen, weil es im Mittelalter für Henker reserviert war.
- Brasilien – Wenn eine Geldbörse auf den Boden fällt, bedeutet das, dass man bald pleitegeht. Also lieber gut festhalten!
- China – Das Geschenk einer Uhr symbolisiert den eigenen Todescountdown. Uhren zu verschenken ist also ein No-Go!
- Rwanda – Es gibt dort einen alten Aberglauben, dass Frauen, die Ziegenfleisch essen, einen Bart bekommen. Ob das je jemand getestet hat? Unklar!
Fazit: Man nimmt, was man braucht.
Aberglaube ist so etwas wie ein Buffet: Man pickt sich das heraus, was einem gefällt. Wenn es mir Glück bringt, nehme ich es dankend an. Wenn es Pech bedeutet, ignoriere ich es souverän. Mein Horoskop ist mein bester Freund, solange es mir sagt, dass eine großartige Woche bevorsteht. Falls nicht, war es sicher nur ein Druckfehler.
Und so lebe ich glücklich weiter, meide Leitern, liebe die Zahl 7 und hoffe darauf, dass meine Tasche auf dem Boden bleibt und mein Konto trotzdem nicht leer wird. Und falls ich je im Lotto gewinne – dann liegt das sicher nur daran, dass der Kosmos mir wohlgesonnen war. Oder an der schwarzen Katze …

Hallo Kerstin,
ich liebe deinen Beitrag. Es ist ja wirklich so, dass man doch immer wieder in die Aberglauben-Falle rein tapst.
Mit Freitag dem 13. halte ich es so wie du – der bringt natürlich Glück, was denn sonst. Das mit der Flamme und den drei Kerzen kannte ich noch gar nicht, die Begründung dahinter leider einleuchtend.
Bedauerlicherweise wird mir wohl ein Bart wachsen, wenn ich das gewusst hätte.
Ich hätte noch was für dich: „Spinne am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen“ – Ich kann sagen das stimmt, wir hatten jetzt im Urlaub Besuch von einer riesigen Spinne am Morgen und hatten keinen Kummer und keine Sorgen 😉 – na also.
Liebe Grüße
Antonette
Liebe Antonette,
wie schön, dass dir mein Beitrag gefallen hat! 😊 Ja, der Aberglaube hat wirklich eine magische Art, uns immer wieder einzufangen – ob wir wollen oder nicht.
Dein Spruch mit der Spinne gefällt mir richtig gut! Das klingt nach einem entspannten Urlaub – dann sollte ich morgens vielleicht auch öfter nach Spinnen Ausschau halten. 😅
Liebe Grüße zurück! 🕷️🍀✨