Es gibt Themen, bei denen ich schon vor dem Schreiben ahne: Das wird wieder ein Tanz auf dem dünnen Grat zwischen »nützlich« und »klingt nach Räucherstäbchen« oder »will ich das echt schreiben?«. Also, tief einatmen. Nein, nicht, um deine Schwingung zu erhöhen – sondern um mich zu beruhigen, falls ich gleich aus Versehen jemandem das Mantra-Tagebuch madig mache.

Ich verspreche dir: Es wird wird ehrlich, es wird bodenständig und mit Augenzwinkern. Keine Einhörner. Keine Chakren-Updates. Und keine Sätze wie »Fühle die kosmische Frequenz deiner Bestimmung« – ich schwör!
Vielleicht nimmst du was mit. Etwas, das funktioniert. In Menschenwelt. Nicht im Manifestations-Mikrokosmos von Instagram.
Wenn das Universum in der Hängematte liegt
Manchmal hat man das Gefühl, das Universum ruft aus seiner metaphysischen Pool-Lounge: »Heute hab ich frei – machst du das allein, Schätzchen, egal wieviel Morgenseiten du heute geschrieben hast.« Und dann gibt es die anderen Tage – die mit den verletzten Familienmitgliedern und herabrutschenden Sandsäcken vom Maishaufen, die deinen Fuß malträtieren– an denen man denkt: »Okay, habe ich ein kosmisches Kündigungsformular übersehen?«

Gute Nachricht: nein, habe ich nicht! Schlechte Nachricht: Das Universum arbeitet nicht nach dem Prinzip »Wunschliste anlegen und Amazon-Prime liefert bis morgen früh«.
Resonanz – der leise, unspektakuläre Realsit
Resonanz heißt: Das, was du innerlich verkörperst, färbt auf deine Wahrnehmung und dein Verhalten ab. Das wiederum färbt auf deine Umwelt ab. Das ist subtil. Kein kosmischer Concierge-Service. Kein »Ich hätte gerne definierte Arme, einen Bestsellervertrag und bitte zwei Parkplätze direkt vor dem Amt.«
Beispiel:
Du bist gut drauf, dein Kaffeevollautomat macht ausnahmsweise mal keinen Zicken sondern fängt bereitwillig an zu brummen, um dir deinen Lieblingskaffe auszuspucken. Du grinst dich mit Daumen hoch im Spiegel an – und plötzlich ist die Paketshop-Tante gar nicht so nörgelig. Oder du nimmst es einfach nicht so schlimm wahr.

Das ist Resonanz. Unmagisch vielleicht. Aber zuverlässig. Oder Resonanz wie ein Hund, der selbst entscheidet, ob er Lust hat zu dir zu kommen. Wenn nicht, hat er Gründe, die nur erkennt.
Wunschdenken – der entfernte Verwandte, der alles verspricht und nichts hält
Wunschdenken ist das, was Leute machen, wenn sie sich vor ein Vision-Board stellen und sagen:
»Ich bin reich. Ich bin reich. Ich bin reich.«
Und der Kontostand ruft aus der Ecke:
»Hahaha… wie niedlich.«
Wunschdenken ist das innere Disney-Programm. Es fühlt sich gut an, ist aber emotional ungefähr so amtlich, wie der Fahrplan der Deutschen Bahn mit ihren unverbindlichen Abfahrtszeiten nebst Gleisvorschlägen.

Manifestieren – der Superstar der Fehlinterpretationen
Manifestieren ist eigentlich: Klarheit + Fokus + Handlung + Geduld. Ähnlich wie die goldene Dreierregel bei Harry Potter: Ziel, Wille und Bedacht. Die Social-Media-Version lautet eher:
»Ich hab mir einfach beim Universum den Sieg der Challenge bestellt«, behauptet der Protagonist, dessen Gegner abgebrochen hat.
»Das Universum hat mich geschützt, darum hat mich niemand rausgewählt.«
Naja, wohl eher die Produktionsdramaturgie.
Manifestieren kann gelingen, wenn du es so nutzt:
- Ziele definieren
- Gewohnheiten daran ausrichten
- Rückschläge einkalkulieren
- Aufmerksam bleiben für Chancen
- Dranbleiben
Kein Universum nötig. Nur du.
Wunschdenken beruhigt. Resonanz stärkt. Manifestieren fokussiert.

Ist »The Secret« noch zeitgemäß?
Kurz: Jein. Lang: Ja, aber mit Fehlbedienungsrisiko. Als das Buch erschien, löste es einen weltweiten Boom aus. Plötzlich fanden alle freie Parkplätze, sahen weiße Federn als Zeichen und hielten das Universum für einen sehr ambitionierten Wunschautomaten mit 24/7-Bereitschaftsdienst. Es hat das Manifestieren leider so verkauft: »Wünsch es dir doll genug, und es kommt.«
Gibt es inzwischen was Neues? Ja: Heute gibt es tatsächlich noch The-Secret-Coaches,
30-Tage-Manifesteier-Challenges, Vision-Board-Workbooks und „Law of Attraction“-Journals.
Ich hab mal einige konkrete Beispiele für dich, falls du interessiert bist:
- »The Secret to Money App« (ja, wirklich – eine Geldmanifestations-App!)
- »The Magic« von Rhonda Byrne – 28-Tage-Programm
- Unzählige »Manifestation Planner« auf Etsy
- TikTok-Coaches mit »High-Vibe-Mornings« und »Quantum-Leap-Sessions«
Hier kam mir der Gedanke: Was ist eigentlich mit Malbüchern? »Color your Manifestation« – für die Zielgruppe, die lieber malt als liest. Falls es die noch nicht geben sollte, wäre das sicher eine Marktlücke … hmmm …für mich?
Spoiler: Ich habe recherchiert: »Manifestation Coloring Book« gibt es wirklich. Diese Marktlücke ist leider belegt.
Wie geht’s bodenständig? Ohne Esoterik-Stichflamme?
Hier sind ein paar praktische, psychologisch fundierte Techniken – keine »energetischen« Wolkenformationen:
Der »Wenn schon, denn bewusst«-Trick
Statt: »Warum passiert mir das?« → führt nur zu Kopfchaos und Drama.
Lieber: »Okay, es ist passiert. Was mache ich jetzt daraus, das mir hilft?«
Mini-Mantren, ohne toxische Sonnenbrillen-Positivität
Hier ein paar, die funktionieren, ohne »Universum« zu bemühen:
- »Ich kann entscheiden, wie ich reagiere.«
- »Ich muss nicht alles gelichzeitig lösen.«
- »Ich mache aus Chaos das Beste, das ich kann.«
- »Ich kümmere mich um meinen Radius.«
- »Ich mache heute nur einen guten Schritt.«
Kein Schicksalskitsch. Nur Haltung.

Der Rückblick-Check:
Wenn etwas schiefgeht, frag dich:
In einer Woche: Wird es mich noch beschäftigen?
In einem Monat?
In einem Jahr?
Die meisten Dramen schrumpfen wie ein alter Luftballon.
Der mentale Erste-Hilfe-Kasten
Statt Affirmationen, die sich wie Lügen anfühlen, lieber:
- Atem runterfahren (4 Sekunden ein, 4 Sekunden halten, 6 Sekunden aus)
- Körpercheck: Schultern lösen
- Zwei Minuten Bewegung
- Eine Kleinigkeit erledigen, die sofort Erfolg erzeugt (z. B. Schuhe wegräumen). Wenn etwas unter 2 Minuten dauert: sofort machen. Bringt Struktur, entlastet das Gehirn.
- Nur eine Sache konkret verbessern → Momentum entsteht. Bedeutet: Kleine Aktionen → erzeugen ein Gefühl von Kontrolle → dein Gehirn schaltet auf produktiv → du wirst handlungsfähiger → mehr Aktionen.
- »Name it to tame it« Gefühl benennen → Stress sinkt. Gehirn schaltet vom Alarm- in den Denkmodus.
- »Boundaries als Superpower« Grenzen setzen = Energie schützen. Nichts Spirituelles – reine Selbstfürsorge
Fazit: Dein Leben ist kein Wunschkonzert – aber du bist dein Dirigent
Chaos, Pechsträhnen und widerspenstige Sandsäcke bedeuten nicht, dass du energetisch falsch abgebogen bist. Ganz ehrlich: Wenn Manifestieren wirklich so funktionieren würde wie in den Hochglanz-Ratgebern, wären wir längst alle reich, tiefenentspannt und unfallfrei.
Das Leben spielt nicht nach Wunschlisten, sondern nach seinen eigenen Regeln – und trotzdem hast du Einfluss. Du brauchst weder Dramaturgie noch kosmische Supporttickets, um dein Leben zu gestalten. Mit kleinen, echten Schritten, einer Prise Selbstironie und dem Mut, zwischendurch einfach weiterzumachen, kommst du erstaunlich weit.
Vielleicht nicht auf dem direkten Weg – aber garantiert auf deinem.


Stifte gespitzt – Segel gesetzt. Ich bin Kerstin Steinkamp – Bloggerin und Zumba-Instruktorin mit Herz, Humor und einer Portion Gelassenheit. Sprache ist mein Handwerkszeug, Bewegung mein Ausgleich – beides steht für Energie, Leichtigkeit und Klarheit. Ich schreibe für Menschen, die wie ich sich selbst nicht zu ernst nehmen – denn manchmal ist das Leben hart genug. Auf meinem Blog verbinde ich ehrliche Einblicke in meinen aus Alltag, Themen, die mich gerade interessieren und meine Kreativität. Mehr über mich findest du hier.
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