August also. Eigentlich wollte ich Sonne, Zumba und ein gutes Buch. Bekommen habe ich Dorftrubel, Alltagsakrobatik und ein paar sehr schräge Highlights. Kurz gesagt: Ein bunter Mix aus Schützenfest, Schubkarre, Abschied und Schorle.
Woche 1 – Schützenfestalarm
Der August startete, wie man es von einem ordentlichen Sommermonat erwartet: laut, lang und mit Schützenfest. Drei Tage lang Ausnahmezustand im Ort, aber wir sind strategisch klug erst am Samstag eingestiegen. Am Freitag stand schließlich noch ein runder Geburtstag an (liebe Grüße an Lothar – tolle Party!). Nebenbei habe ich meinen Juli-Rückblick veröffentlicht, zuverlässig wie ich bin.






Samstag dann Zumba gestrichen – nicht wegen Kater oder Unlust, sondern weil wir uns schon mittags bei unserem amtierenden Jungschützenkönig mit der Nachbarschaft zum Theke-Machen einfanden. Abends dann mit Lena ins volle Zelt zum Feiern und Leute treffen. Bis wir Sonntag einigermaßen funktionstüchtig waren, war der erste Adler schon gefallen, aber der Nachmittag war wunderbar gesellig – ich habe gefühlt hundert Gespräche geführt.
Die restliche Woche verging mit dem üblichen Programm, das bei uns wahlweise »Alltag« oder »lebensnahes Zirkeltraining« heißt: Arbeit, Zumba, Steine schleppen, Sand schippen, Doppel-T-Träger streichen und Haushaltsgedöns. Nebenbei habe ich fleißig an Lenas Abschiedsgeschenk geschrieben und gezeichnet – emotionales DIY mit ganz großer Geste. Als ich mich an die Karte machte, habe ich zur Sicherheit eine Flasche Champagner geöffnet. Man will schließlich stilvoll sentimental werden. Zur emotionalen Vorbereitung sind Lena und ich noch mit dem Rad zu meinem Bruder gefahren, wo wir hervorragend begrillt worden sind.



Samstag endlich wieder Zumba! Doppelstunde!! Yeah! Außerdem habe ich mir ein neues Buch gegönnt: »Der Lehrer« von Freida McFadden. Das hebe ich mir aber auf bis Anfang September, wenn wir auf Langeoog sind. Ich habe nämlich spontan gebucht. YES! Den Sonntag habe ich allein genossen. Der Göttergatte hat mit seinem Motorrad einen Ausflug an die Küste unternommen und die anderen beiden sind mit dem Rad weggefahren. Ich konnte völlig in Ruhe schreiben und bin mit Buddy spazieren gegangen. Blogartikel lautete auch sinnigerweise »Ruhe bitte – warum ich beim Frisör lieber schweige«.
Woche 2 – Von Getreideernte bis Goodbye
Kontrastprogramm deluxe: Nach Schützenfest kam die Realität mit dem Charme eines nassen Waschlappens zurück. Getreideernte. Bedeutet: Die Schlepper brummen rund um die Uhr, während ich als Familienlogistikzentrum Versorgungspakete für hungrige Fahrer schnüre. Nebenbei riss beim Fendt der Tank auf und der Hänger verlor mitten in der Nacht quasi unbemerkt in voll beladen sein Kotflügel-Licht-Nummernschild-Trio. Läuft.
Parallel dazu versuchten Lena und ich den Keller besenrein zu bekommen und kauften noch einen XXL-Koffer, einer Größe entsprechende einer mittelgroßen Speisekammer. Zumba fiel wegen Sahara-Temperaturen aus. Wegen der ganzen Hektik, habe ich am 13ten morgens um sechs Uhr noch schnell meine 12 von 12 vom Vortag gepostet.
Und dann kam Donnerstag. Der große Abschied – oder besser: die Generalprobe für mein Nervenkostüm als stiller Zuschauer auf der Rückbank. Vorne wurde manövriert, geflucht und neu berechnet, während ich versuchte, mich mit der Let-Them-Methode von Mel Robbins abzulenken. Spoiler: „Let them“ funktioniert nur mäßig bei drohendem Stau auf der A2. Also – dann Schleichfahrt über die Dörfer, wo Pferdeanhänger wie mobile Verkehrsberuhigungsinseln am Straßenrand lauerten. Ich schwöre, die wurden absichtlich von den Anwohnern dort abgestellt, nachdem sie vom Autobahnstau gehört hatten. Mein Abschiedsschmerz verwandelte sich jedenfalls schlagartig in die deutlich irdischeren Sorgen einer möglichen Toiletten-Notlage! In Hannover dann der ganz große Showdown mit roten Ampeln, die sich verschworen hatten. Der Zeitpuffer fiel in sich zusammen wie ein zu früh aus dem Ofen gezogener Käsekuchen. Aber wir haben es geschafft – zehn Minuten vor Abfahrt standen wir fünf Koffern am Gleis. Ich habe umarmt, geweint, gewunken und tapfer gelächelt – bis sie nicht mehr zu sehen war. Wien, du Glückliche – behandle sie gut für die nächsten zwei Jahre.

Am Freitag fiel Co-Bloggen aus Zeitgründen flach, Samstag gab’s dafür als Seelentrost eine Zumba-Doppelstunde – und ich hab es gefeiert. Der Sonntag war ein kleines Geschenk: allein zu Hause, niemand, der was wollte, alle unterwegs, und ich mit Buddy spazierend und anschließend schreibend – himmlisch! Da ist mein Artikel »Menschen, die …« entstanden. Vielleicht wird `ne Reihe draus.

Woche 3 – Buddy, Baustelle und Geburtstage
Montag früh: Horror! Buddy hat einen riesigen Fleck auf Lenas flauschig-beigen Teppich, der frisch gereinigt im Schlafzimmer lag, gekotzt. Das Menü bestand aus Rindermist an Maissilage. Spoiler: sieht aus wie beim ersten Mal, olfaktorisch würg! Jetzt liegt das gute Stück – nicht der Hund! – in der Mulde.
Danach ging es wieder ans Eingemachte: Steine, Bauschutt, Baustellenleben – Zumba war trotz 27 Grad in der Halle wieder richtig gut – Schweiß ist ja auch eine Form der Reinigung, sagt man. Außerdem habe ich mir bewusst eine kleine Auszeit gegönnt und endlich weitergelesen: »Ein verhängnisvolles Versprechen« von Harlan Coben. Ich liebe es, wenn Myron Bolitar wieder ermittelt – so ein bisschen wie alte Freunde treffen, nur mit Leichen.
Gesellig wurde es auch: Juttas Geburtstag (shout-out an Jutta!) mit sehr netten Gesprächen und Wein, den ich ausnahmsweise zur Schorle verarbeiten durfte. Jutta mag es nicht, wenn man ihren guten Wein mit Wasser adelt. Am Tag darauf hatte der Göttergatte sein Jubelfest und dementsprechend warfen die Vorbereitungen ihre Schatten voraus. Ich habe Zwiebelkuchen-Muffins gebacken, überbackenen Toast mit Mett und roter Paprika vorbereitet, einen Kräuterdip gezaubert und Tomate-Mozzarella-Spieße gebaut. Dazu gab es auf Käsewürfel gepikste Weintrauben in dunkel und hell. Später riefen die 70er an -sie wollten ihre Rezepte zurück!
Das Wochenende verlief ganz ohne Zwischenfälle: Aufräumen, Zumba, Netflix, Lesen und der wöchentliche Blogartikel. Diesmal zum Thema »Bewusste Ignoranz«. Sehr gelungen, wie ich finde. Wer kennt es nicht? Das Auto macht komische Geräusche und du drehst konsequent das Radio lauter? Gerne nachlesen!

Woche 4 – Poltern und Powern
Die letzte Augustwoche stand wieder unter dem Motto „Schleppen statt Lesen“. Bauschutt wegräumen und handlangern bei den Maurerarbeiten – man lernt nie aus. Aber immerhin ein Highlight: der Polterabend nach dem Zumba. Gespräche top, Stimmung top, Weinschorle bis nach Meppen. Danke, Lara und Marvin – großartige Gastgeber!
Damit es nicht langweilig wurde, verabschiedete sich am Donnerstag auch noch eine ganze (alte) Wand. Einfach so eingekracht. Ich weiß ja, dass Häuser Charakter haben, aber dieses hier ist wirklich ein Dramaqueen. Natürlich hieß es: wieder Steine räumen, Schubkarre füllen, Muskelkater deluxe.




Der Göttergatte und ich haben einen Ausflug in eine Küchenbude unternommen. Dort stand ich zwischen Fronten in »Anthrazit matt«, »Polarweiß glänzend«, »Betonoptik soft« und »Walnuss rustikal« – und fühlte mich komplett überfordert. Ich will doch nur eine Küche! Es gibt Kochfelder mit mehr Technik als mein erstes Auto. Ok, das ist nicht so schwer, denn es handelte sich um einen Golf II Diesel. Ich werde mal bei Pinterest rüberschauen und auf Inspiration hoffen.
Die Zumba-Doppelstunde fiel aus (Skandal!), aber ich durfte stattdessen Zementkübel schleppen. Statt Endorphinen gab es Staub in den Haaren. Am Sonntag habe ich mich dann wenigstens geistig rehabilitiert: Ich schrieb meinen Blogartikel über das Trendthema Cortisol.

📚 Gelesen
- Die Let-Them-Methode (Mel Robbins): Noch nicht fertig. Robbins erklärt, dass man Dinge einfach geschehen lassen soll, anstatt sich ständig aufzuregen. Klingt plausibel.
- Ein verhängnisvolles Versprechen (Harlan Coben): Myron Bolitar ermittelt wieder – und das ist für mich wie das sonntägliche „Tatort“-Ritual für andere. Man weiß, dass Leichen kommen, man weiß, dass Myron charmant zynisch sein wird – und trotzdem freut man sich wie beim ersten Mal. Ein bisschen wie alte Freunde treffen, nur dass ständig jemand stirbt.
- Der Lehrer (Freida McFadden): Wollte ich mir eigentlich für Langeoog aufheben. Ich hab’s auch nur angelesen. Quasi als Appetithäppchen. Spoiler: auf Langeoog habe ich es an einem Tag verschlungen. Noch vor Ort habe ich mir noch drei gekauft. Haben ist besser als brauchen, oder? Aber hey, ich bin auch nur ein (bücherfressender) Mensch.
🎧 Gehört
- Sein letztes Spiel (Harlan Coben): Hörbuch. Myron im Ohr, Buddy an der Leine. Die Nachbarn glauben mittlerweile, ich rede laut mit meinem Hund über Basketball und Mordfälle. Tatsächlich lache ich nur über den Sprecher, der Myron so lebendig macht. Fazit: großes Kino fürs Ohr!
📺 Gesehen
- Der Donnerstags-Mordclub (Netflix): Vier ältere Herrschaften lösen Mordfälle in gediegener, britischer Kulisse – und zwar wahnsinnig charmant und witzig. Die Chemie stimmt und die Pointen sitzen. Aber ehrlich, was soll bei diesem Cast – Helen Mirren, Pierce Brosnan, Ben Kingsley und Celia Imrie schon schief gehen?
- Hostage (Netflix): Miniserie, die spannend beginnt, aber dann leider sehr vorhersehbar wurde. Schade. Kann man schauen, wenn man nebenbei Wäsche faltet oder Fenster putzt.
- Prominent getrennt (RTL+): Ach, Trash-TV. Menschen, die sich gegenseitig Sekt über Designerhemden kippen, während sie ihre gescheiterten Beziehungen sezieren – für mich beste Unterhaltung.
- Die Villa der Versuchung (Joyn): Überraschungshit! Kandidaten, die sich gegenseitig auf Herz, Nieren und Fremdschäm-Resistenz testen. Ich habe es gefeiert. Endlich ein Format, das mein inneres Trash-Herz so richtig erfreut hat. Eine solide 10 von 10. Und ja, ich schäme mich kein bisschen.
Fazit – Ein Sommermonat im Real-Life-Remix
Der August war ein Ritt: Schützenfest im Ausnahmezustand, Traktorendefekte um drei Uhr nachts, Abschiedstränen in Hannover und ein Hund mit sehr zweifelhaftem Geschmack.
Und trotzdem: Zwischen DIY-Geschenken, Zumba-Schweiß, Krimis, Netflix und Trash-TV fühlte sich dieser Monat erstaunlich rund an. Vielleicht ist es einfach mein Lebensmix: eine Art Playlist aus Baustellen-Bullshit-Bingo, Zumba-Beats und Serien-Binge.

Ausblick – September, was geht?
- Definitiv Maishächseln. Bedeutet: noch mehr Traktoren, noch mehr Staub und zur Abwechslung Sandsäcke statt Steine schleppen. Kling nach »The Biggest Loser – Landedition«
- Langeoog. Insel, Meer, Sand – und hoffentlich noch schönes Wetter.
- Neue Blogartikel. Themen schweben schon: Von »Ratgeberroulette« bis »Super-Pulver« über »Buchempfehlungen – oder auch nicht«
Kurz: Der August war laut und voller Schorle, der September wird laut und voller Mais. Aber solange es Trash-TV gibt und Buddy irgendwann wieder Futter statt Mist frisst, sehe ich der Sache optimistisch entgegen.

Wow, das ist echt der Hammer! Die Beschreibung des Schützenfest-chaos und der Baustelle ist goldrichtig – fühlt sich an wie bei mir zu Hause. Der Humor und die ehrliche Art, wie du die Schwierigkeiten mit Buddy und dem Alltag nimmst, ist super. Habe mich echt unterhalten und mit den Abschiedstränen in Hannover mitgerühmt. Danke für diese authentische Summer-Memoir!