Zweites Mal WMDEDGT – anscheinend bin ich jetzt Stammgast. Am 5. wird notiert, was der Alltag so hergibt. Entdeckt habe ich das Format bei Silke Geissen, und dank Frau Brüllen, die uns Monat für Monat die Bühne dafür bereitet, darf ich hier wieder munter mitprotokollieren, was ich eigentlich den ganzen Tag so mache. Na dann: Bühne frei für ayurvedischen Wahnsinn, Hundespaziergänge und Instantkaffee-Romantik.
04.30 Uhr
Es ist im Grunde exakt wie im April – nur dass mein Tag heute noch früher begann: 4:30 Uhr morgens. Also zu einer Uhrzeit, bei der jeder normale Mensch sagt: »Nope, das ist mir zu früh.« Also, zunächst schnappe ich mir mein (inzwischen zweites) Notizbuch für meine drei Morgenseiten. Birgit Ising hat mich auf diese Idee gebracht.
Dann das ayurvedische Frühprogramm, von dem ich immer noch nicht weiß, ob es mich verjüngt oder mir einfach nur hilft, den inneren Schweinehund zu beeindrucken: Zimtwasser (würzig!), Zitrone (sauer!) und Ölziehen (…meh). Danke, Ayurveda-Workshop – ich hab’s angefangen und jetzt zieh ich’s durch wie eine Netflix-Serie, die man eigentlich gar nicht so gut findet, aber jetzt will man halt wissen, wie’s ausgeht.
Anschließend greife ich mir die Leine und gehe mit unserem Buddy – dem süßesten Schäferhund der Welt und offiziell der einzige Frühaufsteher, der mich versteht – auf unsere 15-Minuten-Morgenrunde. Die besteht aus: einmal unsere episch (ja nee, is klar) lange Einfahrt rauf und runter. 300 Meter lang. Gefühlte 800, denn Buddy läuft gerne mit einer ausgeklügelten Zick-Zack-Strategie. Hund kann ja nicht genug schnüffeln. Insbesondere, wenn Rehe, Katzen, Füchse oder Hasen den Weg kreuzen. Ich bin dabei eher Statistin mit Leinenführungsillusion. Wenn Martin Rütter das sehen würde, gäbe es vermutlich direkt einen Live-Kommentar mit dem Titel: »Wenn der Hund Gassi geht – und der Mensch halt mitkommt.«
05.03 Uhr
Zurück im Haus gibt’s Frühstück. Buddy bekommt seine Arthrose-Tabletten stilvoll ins Trockenfutter geschmuggelt (er ist schließlich ein Senior, aber mit Würde!). Ich selbst gönne mir einen Salat, der klingt wie eine Challenge aus einer Detox-Kochshow: rote Paprika, Möhren, Hühnerfleisch, gekochte Eier und gequollene Mungobohnenkeimlinge. Dazu – weil’s nicht zu fancy werden darf – ein Instantkaffee. Ganz ohne Schnickschnack. Nur ich, der Löffel, und die Tasse Wahrheit.
Während des Frühstücks lasse ich mich in ein emotionales Erdbeben hineinziehen: Ich schaue auf YouTube den Prozess gegen P. Diddy, kommentiert von Kalayo – eine Mischung aus True Crime und Social Media Apokalypse. Brillant – wie ein Live-Ticker, nur mit Haltung, Humor und Gänsehaut-Garantie.
Was da im Gerichtssaal abgeht, ist kaum in Worte zu fassen. Aussagen, Videos, Details, bei denen einem regelrecht jeder Bissen im Hals stecken bleibt. Meine Fresse. Das ist nicht bloß Promi-Klatsch – das ist erschütternd. Und leider alles andere als Fiktion. Kalayo liefert dazu genau die richtige Mischung aus Analyse und Emotion, irgendwo zwischen Aufklärung, Fassungslosigkeit und dem berechtigten Wunsch, kurz das komplette Musikbusiness einmal gegen die Wand zu werfen.

06.34 Uhr
Vor der Arbeit noch schnell Bettwäsche abziehen und das Ganze in die Waschmaschine verfrachten und die Ladung aus dem Trockner mit nach oben nehmen. Betten neu beziehen und Essbares aus dem Gefrierschrank nehmen. Schnell noch Geschirr abwaschen (habe ich schon erwähnt, dass meine Spüli kaputt ist?), seriöse Klamotte an und ab zur Arbeit.
07.40 Uhr
Auf dem Weg zur Arbeit höre ich »Der dunkle Thron« von Rebecca Gablé – Mittelalter, Machtspiele, Intrigen. Also quasi eine sehr realistische Einstimmung auf den ganz normalen Büroalltag.
09.55 Uhr
Nach den ersten Routinearbeiten habe ich mir nebenbei durch die Website des Arbeitsamtes (klingt nach Linoleum und gedrückter Stimmung und nennt sich heutzutage Agentur für Arbeit) geklickt. Da ich ab November ohne Anstellung dastehen werde, dachte ich, es ist an der Zeit, mich mit dem Thema Fort- und Weiterbildung auseinanderzusetzen. Ich habe das entsprechende Formular gefunden und mich durch die Möglichkeiten gelesen. Canva, Webdesign, Text, Copywriting – alles, was halbwegs nach steht auf meiner inneren Liste. Ob das die Leute dort auch so sehen? Keine Ahnung!
Noch weiß ich nicht, was genau kommt – und das ist gleichzeitig aufregend wie ein Überraschungsei und beunruhigend wie ein leerer Kontostand kurz vorm Monatsende. Die Bewertungen zur Agentur reichen online von »schwierig« bis »ich gehe jetzt mit einem Kälberstrick zur Kanalbrücke«. Ich versuche, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Es ist schließlich mein erster Kontakt mit diesem System, und vielleicht werde ich ja positiv überrascht. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.
Und falls hier jemand zufällig mitliest und denkt: »Die klingt doch nett, ein bisschen durch, aber engagiert« – immer her damit! Tipps, Ideen oder Kontakte sind jederzeit herzlich willkommen!
10.24 Uhr
Mein Chef hat mich frühzeitig vom Dienst entlassen – allerdings nicht etwa mit der Aussicht auf ewigen Müßiggang, sondern mit der charmanten Bitte, morgen wiederzukommen. Ich habe zugesagt. Ein Reflex. Das bedeutet leider auch: Das Co-Bloggen mit Silke fällt morgen ins Wasser. Was wirklich schade ist, denn gemeinsames Schreiben macht einfach Spaß!
Zuhause dann: Alle ausgeflogen. Mein Göttergatte ist mit der Feldspritze unterwegs, der Sohn hat Termine, und ich? Ich bin die Heldin des Alltags: Keller runter, Wäsche von der Maschine in den Trockner geschubst, Leergut ins Auto geschleppt Geränke geholt – wir leben hier schließlich nicht vom Morgentau. Danach Quality Time mit Buddy im Garten. Wir haben gespielt. Also: er war wild und glücklich, ich habe versucht, nicht umgerannt zu werden.

12.17 Uhr
Alle wieder an Bord und ich habe Mittagessen zubereitet. Es gab Käse-Lauch-Suppe mit Baguette. Danach wollte ich kurz lesen – „Ein ungezähmtes Tier“ von Joel Dicker – aber Spoiler: Page-Turner trifft Powernap.
14.47 Uhr
Zurück im Einsatz! Küche aufräumen, abwaschen (siehe oben). Danach baue ich meine Bügelstation vorm Fernseher auf wie andere ihr Lager im Basecamp am Everest. Während ich mich tapfer durch die Bügelwäsche kämpfe, läuft Most Wanted auf Joyn – perfekte Unterhaltung für heiße Dampfbügel-Action. Danach noch eine kleine Buddy-Spielrunde zur Belohnung – er freut sich, ich auch.
18.39 Uhr
Abendessen vorbereiten. Heute: Das gute alte “Brotzeit ist fertig”-Modell. Brot, Aufschnitt, Käse – kulinarisch unaufgeregt, aber ehrlich. Ich nenne es: minimalistisch rustikal. Für mich gab es Dosenfisch in Tomatensoße auf Sauerteig-Roggen-Knäcke. Hey! Ich esse auch gekochte Eier mit Maggi, also no Front!
19:41 Uhr
Endlich: Füße hoch, Hirn runterfahren, Serienmodus an. Ich starte Dept. Q, die Verfilmung der Jussi-Adler-Olsen-Romane – düster, spannend, genau richtig zum Runterkommen. Ob ich heute Nacht durchbinge? Absolut wahrscheinlich. Mein innerer Serienjunkie hat bereits die Fernbedienung übernommen.
Fazit
Spektakulär war’s nicht – aber ganz ehrlich: Muss es auch nicht. Es wurde gelacht, gespült, geschlafen, gespielt, gegessen und gebügelt. Ich habe gebloggt, Buddy hat geschnüffelt, und das Leben hat sich, in all seiner Alltäglichkeit, wieder mal ordentlich zusammengebaut. Ich bin ganz klar Wiederholungstäterin bei WMDEDGT – vielleicht, weil es hilft, in all dem täglichen Kram kurz innezuhalten und zu sagen: »Hey, das war mein Tag. Und der war gar nicht so schlecht.«

Liebe Kerstin,
gerade das Unspektakuläre mag ich an solchen Tagesrückblicken! Und im Kleinen kommt so viel Großes nach oben, das ist uns beim Schreiben häufig gar nicht so bewusst! Was du alles so anguckst und welche Gedanken du dir darüber machst – ich hätte alles als unanguckbares Trash-TV abgetan und es keines Blickes gewürdigt! Mit den Erkenntnissen, die du gewinnst und teilst, erwäge ich direkt, auch mal sowas zu gucken, hihi!
Schön, dass du das CoBloggen genießt; ich auch!
Wir sehen uns wahrscheinlich am Freitag,
liebe Grüße
Silke
Haha, wie cool – danke dir!
Dass du jetzt sogar überlegst, Trash-TV eine Chance zu geben, macht mich fast ein bisschen stolz. 😄 Obwohl die Berichterstattung zu dem P. Diddy-Prozess nicht als Trash einzustufen ist. Eher True Crime!
Ich feier das CoBloggen total. Bis Freitag (mit oder ohne Reality-Input)!
Liebe Grüße
Kerstin