Die Übergangsjacke – nicht ohne Grund weiblich?

Warum Frauen drei haben, aber trotzdem keine passende finden – und Männer nicht mal wissen, was das ist. Fragt man einen durchschnittlichen Mann nach seiner Meinung zur Übergangsjacke, bekommt man meist zwei Reaktionen: ein fragendes Stirnrunzeln oder ein Schulterzucken mit dem Kommentar: »Ist das nicht einfach… eine Jacke?«

Eine Übergangsjacke ist kein Kleidungsstück. Es ist eine eigene Jahreszeit. Sie ist der Versuch, dem meteorologischen Chaos zwischen Winter und Sommer (auch bekannt als März, April, Mai, September, Oktober und diesem einen komischen Tag im Juni) mit Stil zu begegnen.

Der Frühling kommt – und keiner ist bereit

Es ist jedes Jahr dasselbe: In der Wetter-App heißt es: 12 Grad, leicht bewölkt. Aber in Wirklichkeit fühlt es sich an wie: Jacke an – zu warm, Jacke aus – zu kalt. Die Übergangsjacke ist da, um genau dieses Problem zu lösen. Theoretisch.

In der Praxis trägt man sie genau dreimal, bevor entweder:

  • der Sommer mit 28 Grad reinscheppert
  • der April zurückkehrt mit Schnee
  • man sie irgendwo im Auto vergisst
  • an der Garderobe unter fünf anderen Jacken verschwindet

Warum Frauen mindestens drei davon besitzen – und trotzdem nie die richtige

Es ist ein uraltes Ritual: Die Sonne zeigt sich, es sind 14 Grad, man steht vor dem Schrank – und plötzlich beginnt das innere Drama:

  • Die Lederjacke? Zu kühl.
  • Die Trenchcoat-Nummer? Irgendwie zu schick.
  • Die Jeansjacke? Zu lässig, außerdem geht die nicht mehr richtig zu. 
  • Die fancy Steppjacke von letztem Jahr? Unauffindbar. Vermutlich beim letzten Kleiderschrank-Ausmisten von einer gewissen »Jetzt bin-ich-Minimalistin-Phase« wegrationalisiert.

Also was passiert? Richtig. Online-Shopping. Man klickt sich durch 87 Tabs, liest Rezensionen über Reißverschlüsse, schaut sich »Outfits mit Übergangsjacke« auf Pinterest an und landet am Ende beim üblichen Verdächtigen und Zalando verspricht: »Oversized, beige, wasserabweisend – aber trotzdem stylisch!  Dies ist einer unserer beliebtesten Artikel in diesem Monat«. Und natürlich fast identisch mit der vom letzten Jahr, aber diesmal ist sie ein bisschen länger. Also zählt sie als neu.

Der männliche Blick: »Hast du nicht schon so eine?«

Der Mann in der Beziehung – sofern vorhanden – wird sich an dieser Stelle das erste Mal aktiv einbringen. Er schaut auf das 14te Paket mit dem Zalando-Logo, das diese Woche ins Haus getragen wird, und fragt, in voller Ernsthaftigkeit während deines andächtigen Unboxings: »Was ist mit der an der Garderobe? Diese graue da. Die mit den Knöpfen.“

Ein Moment der inneren Anspannung. Diese graue Jacke ist keine Übergangsjacke. Das ist eine pavementfarbene Jacke-Jacke, mein Freund! Die war für letztes Jahr September. Und übrigens: Knöpfe? Ernsthaft? Dufflecoat!

Doch anstatt eine Grundsatzdiskussion über den Unterschied zwischen Übergangsjacken und Nicht-Übergangsjacken zu starten, entgegnet Frau geübt: »Die ist schon uralt (Lüge!) und hat innen so einen Fleck, der nicht mehr rausgeht.«

Und zack, Diskussion gewonnen. Spiel, Satz, Sieg.

Ist das Alter der Übergangsjacke etwa…Ü50?

Jetzt mal ehrlich – wann beginnt eigentlich die Übergangsjackenphase im Leben? Ist sie ein biografischer Meilenstein, wie das erste graue Haar oder der plötzliche Wunsch, ein Kräuterbeet auf dem Balkon anzulegen? Oder ist sie wie ein geheimer Club, in den man erst ab einem bestimmten Alter aufgenommen wird – dem Alter, in dem man plötzlich Bahamabeige nicht mehr »Oma-Farbe« nennt, sondern als »urbanen Sandstein mit mediterraner Note« bezeichnet?

Fakten: 

Mit 20: Übergangsjacken? Bitte was? Man trägt Hoodie! Und wenn’s regnet? Tja, dann halt nassen Hoodie. Hey, ist halt edgy. It’s my vibe – und meine Mama kann sie ja waschen.

Mit 30 beginnt man langsam, zu frieren (Grüße gehen raus an Gabi!). Man gibt es aber nicht zu. Man sagt Dinge wie »Ich liebe Layering!« und trägt drei dünne Pullis übereinander mit jeweils passendem geblümten oder paysly-gmustertem Halstuch dazu. 

Mit 40: Plötzlich ist man auf der Wetter-App aktiver als auf Instagram und installiert Weather FitNeben täglichen Outfit-Empfehlungen profitieren Sie von detaillierten Niederschlagsvorhersagen, Updates zur Luftqualität, Wetterwarnungen und -alarmen, Mondphasendaten und mehrsprachigem Support. Fehlen nur noch dein Tageshoroskop und Ideen für biologisch einwandfrei geklöppelte Mahlzeiten.

Und mit 50: BÄM – wie Kai aus der Kiste ist sie da. Mit aufgesetzten Taschen. Mit handlichem Klettverschluss. Mit Kapuze, die man mit einem Reißverschluss in den Kragen »praktisch einrollen« kann. In einer Farbe, die drirekt aus dem Malkasten deiner Kindheit entstammt:

  • Orange? Das ist nicht grell, das ist mandarinenfarbiger Müllabfuhr-Deluxe-Schick mit Klettverschluss! Das ist das Sakralchakra im Funktionsmodus.
  • Türkis? Die Farbe schreit: »Ich war zwei Wochen offline bei einer Aura-Reinigung in einem Klangschalen-Retreat auf Bali und bin jetzt bereit für jedes Wetter – inklusive wasserdichtem Reißverschluss und WLAN!«
  • Gelb? Hallo? Das ist Sonnengelb – Vitamin D zum Anziehen! Die Farbe des Solarplexus-Chakra. Persönliche Kraft, Selbstbewusstsein und das unumstößliche Recht, bei Windstärke 8 auf dem Wochenmarkt Bio-Mango zu kaufen.

Leute sagen Dinge wie: »Die ist von Wellensteyn, Ortovox, Patagonia, Deuter, Canada Goose etc. Die hält bei jedem Wetter. Kannste nix von sagen.«
Und sie meinen ist: »Ich hab 590 Euro ausgegeben, um auf Langeoog bei Windstärke 4 zum Bäcker zu laufen.«

Auf autofreien Inseln, wo man nicht mit seiner Karre flexen kann, wird die Jacke zum neuen Statussymbol. Eine Art tragbarer Prestigeausweis – wetterfest, atmungsaktiv und mit diskret eingearbeitetem Label fürs Ego. Auch die Kinder sind betroffen. Sie werden nicht einfach angezogen, nein, da wird ein Gesamtkonzept gefahren. Funktional. Farbcodiert. Markenrein. Perfekte Mini-Me’s werden in Kinderwagen oder Buggys, die aussehen wie aus der Raumfahrtforschung, mit wichtig-blasierter Miene der Eltern über den Holzweg geschoben, als würde gleich ein G7-Gipfel in der Strandmuschel stattfinden.

☔  Psycho-Test: Welche Übergangsjacke bist du?

Ein Test mit null wissenschaftlicher Grundlage – aber 100 % Wetterfestigkeit:

Was ist dein Spirit-Kräutertee?

A) Ingwer-Zitrone-Oregano mit einer Prise Lebensfreude
B) Eukalyptus-Minze-Papaya – tief einatmen, bitte
C) Kamille-Safran-Kurmuka – ich trinke Optimismus mit Honig

Deine Reaktion auf Nieselregen?

A) »Alles gut, ich hab ’ne Jacke, die auch Schneesturm in Patagonien aushält.«
B) »Hach – manche werden nur nass, ich spüre den Regen – und hab mein Mikrofasertuch.«
C) »Kein Problem, das ist doch nur Wetter. Ich bin zu bunt, um grau zu werden.«

Dein perfekter Samstagvormittag?

A) Früh aufstehen, Biomarkt, mit Jacke, die dich reflektiert (optisch UND emotional)
B) Spaziergang am Fluss, Podcast über mentale Gesundheit im Ohr
C) Balkon, Kaffee, Sonnenbrille – du bist die menschliche Verlängerung vom Frühling

Was sagt deine Jacke über dich aus?

A) »Ich bin robust, verlässlich und du siehst mich noch in 200 Metern Entfernung.«
B) »Ich bin ich – funktional, unaufgeregt und biologisch abbaubar.«
C) »Ich bin hier, ich bin gelb, und ich mach dir gute Laune – ob du willst oder nicht!«

Dein Lieblingssatz beim Wetterwechsel?

A »Na, Hauptsache, sie hält dicht.«
B) »Ich hab da so ein Zwiebelprinzip am Laufen
C) »Endlich Jackenzeit! Meine Bühne, my Time to shine!«

Auflösung:

🧡 A) ORANGE

Du bist:
Ein praktischer Optimist mit innerem Blaulicht. Andere sagen »Grell«, du sagst »Grell ist das neue Gelassen.«Du bist präsent, praktisch und absolut unübersehbar – und das ist auch gut so. Du weißt, wo’s langgeht. Du bist der Typ Mensch, der beim Verkehrsunfall sagt: »Lassen Sie mich vorbei! Ich bin wahrscheinlich Heilpraktiker!« 

Dein Lebensmotto: »Ich funktioniere. Und zwar in Farbe.«
Geheimer Skill: Du kannst gelassen über dein erstes Steppwestenjahr sprechen. Und zwar mit Stolz.

🩵 B) TÜRKIS
Du bist:
Eine Mischung aus Tiefsee-Meditation und Stadtpark-Philosophie. Du tust so, als wärst du entspannt – dabei hast du drei Apps zur Windvorhersage und einen faltbaren Regenponcho in der Seitentasche. Du bist ruhig, bedacht und so cool, dass man neben dir automatisch langsamer spricht. Deine Jacke ist wie du: stylish, wetterfest und immer bereit für eine spontane Achtsamkeitswanderung.

Dein Lebensmotto: »Ich bin ruhig. Ich bin funktional. Ich bin… atmungsaktiv.«. 

Geheimer Skill: Du kannst auf Kommando drei Teesorten aufzählen, die beruhigen – und zwar dich und deine Jacke.

💛 C) SONNENGELB

Du bist:
Die wandelnde Vitamin-D-Tagesdosis. Mit dir kommt Helligkeit, Hoffnung und Hummus. Du trägst nicht nur eine Jacke – du trägst Stimmung. Du bist der Sonnenschein in jedem Wetterbericht. Die Person, die bei 14 Grad sagt: »Aber es fühlt sich wärmer an, oder?


Dein Lebensmotto: »Ich bin der Wetterumschwung, den ich mir wünsche. Mit Kapuze.«
Geheimer Skill: Deine Anwesenheit ersetzt Tageslichtlampen.

Und? Erkannt?

Falls nicht: Einfach nochmal probieren. Oder eine neue Jacke kaufen. Oder beides.

Fazit: Übergangsjacken sind wie Avocados

Sie sind immer entweder zu früh oder zu spät. Sie passen nie genau zu dem Moment, für den sie gedacht sind. Aber wenn es diesen einen perfekten Tag gibt, wo das Wetter, das Outfit und die Laune stimmen – dann ist sie plötzlich da. Die richtige Übergangsjacke. 

Wir wollen vorbereitet sein. Auf Frühling, Herbst, spontane Launen und natürlich… auf Pinterest-Boards. Und das bei Windstärke 5. Also trag sie. Denn wenn das Leben wechselhaft ist, sei du einfach die beste Antwort: wetterfest, farbenfroh und mit Humor.

Ton in Ton der Umgebung angepasst👍

6 Kommentare

  1. Liebe Kerstin,
    wie herrlich! Ich selbst bin noch in der Jeansjackenphase und wehre allen Anfängen der Übergangsjacken-Begehrlichkeit, doch ich sehe alles, was du beschreibst, bei einer sehr engen Verwandten in direkter aufsteigender Linie!

    Besonders der Avocado-Vergleich gefällt mir ausgezeichnet! Ich habe mich königinnenlich amüsiert!

    Liebe Grüße
    Silke

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